Nacherzählung einer vor Jahren gehörten Geschichte. Der Autor ist mir unbekannt.
Ein stets hungriger Schüler reiste schon seit vielen Jahren durch das Land und besuchte einen Meister nach dem anderen, um von ihm zu lernen. Nach kurzer Zeit zog er weiter, weil er das, was er suchte, nicht gefunden hatte.
So kam er eines Tages zu Meister Ebeil, der in einem Dorf lebte und als sehr weise bekannt war. Der Meister saß vor seiner bescheidenen Hütte auf einem Stuhl in der Sonne und hatte ein kluges und freundliches Gesicht.
Der Schüler trat vor ihn hin und sprach: „Meister, ein langer Weg hat mich zu dir geführt, weil ich etwas suche, was ich bisher noch nicht gefunden habe. Ich bin schon bei vielen klugen Männern und Frauen gewesen. Ich kenne die Wege des Yoga, die Tänze der Derwische, die Methode der Stille, ich habe Fasten probiert und vieles andere mehr. Nun bin ich bei dir, weil es heißt, dass du sehr weise bist. Ich bitte dich, hilf mir bei meiner Suche.“
Der Meister schaute den Schüler eine Weile an und sagte: „Komm heute Abend vor Sonnenuntergang zu mir zum Essen, dort werden wir weitersehen.“
Zur vereinbarten Zeit betrat er die Hütte des Meisters und kam in einen Raum, in dem ein großer Tisch stand. Auf ihm befanden sich die feinsten Speisen, angerichtet in Schalen, Tellern und Schüsseln. Auch die Getränke waren vom Besten. Alles sah sehr gut aus und roch verführerisch.
Der Meister lud den Schüler mit einer Handbewegung ein, sich zu setzen und sagte: „Ist dieser Anblick nicht herrlich, diese enorme Vielfalt der köstlichsten Speisen? Und wie verfüh-rerisch es riecht! Dir zu Ehren habe ich sie zubereiten lassen. Ich bitte dich, von jeder ein wenig zu kosten.“ Das war dem Schüler nur recht, vom langen Wanden war er hungrig und freute sich, etwas Besonderes essen zu können. So begann er das Mahl, das sich den ganzen Abend hinzog.
Immer, wenn der Schüler das Gespräch auf seine Suche brachte, lenkte der Meister das Gespräch auf das Essen und sagte: „Heute Abend wollen wir nur essen und es uns gut gehen lassen, alles andere verschieben wir auf morgen.“
Am nächsten Tag kam der Schüler zum Meister. Er sah blass aus und hielt die Hände vor den Magen, der ihn wohl schmerzte. „Meister”, begann er: „ich habe heute Nacht kein Auge zugetan, mein Magen schmerzt, als wenn ich Steine darin hätte, und ich fühle mich gar nicht wohl.“
Darauf sprach der Meister zum Schüler: „Siehst du, und das ist es, was du die letzten Jahre gemacht hast. Du bist von Meister zu Meister gezogen, hast ihre verschiedenen Lehren gekostet, und weil es viele und so unterschiedliche waren, hast du sie nicht vertragen. Wenn du mein Schüler sein willst, so bleibe bei mir und ernähre dich von meiner Lehre. Sie ist sehr einfach und leicht bekömmlich und kann dich für den Rest deines Lebens satt machen.“