Wiedergabe und Ausschmückung einer mir erzählten Geschichte.
Einmal mehr durchzogen die Klagerufe vieler Menschen die Ebenen des Herrn der Welten. Deshalb bat er einen seiner spirituellen Meister, die Angelegenheit zu regeln.
Der Meister rief alle, die sich beschwert hatten. Eine große Menschenmenge kam zu einem Baum, der so hoch war, dass kein Sterblicher seine Krone sehen konnte. Mit unendlicher Geduld hörte der Meister sich die Leidensgeschichte jedes einzelnen an. Oft vernahm er, wie jemand sagte, dass ein anderer ein weniger hartes Los habe und er gerne mit ihm tauschen wolle.
Der Meister sah die Leute eindringlich an und sprach: „Höret. Jeder, dem sein Leid unerträglich erscheint, kann es hier an diesen Baum hängen. Da ihr mit einer Last gekommen seid, werdet ihr auch mit einer solchen nach Hause gehen. Viele berichten mir, sie würden lieber mit der Bürde eines anderen Menschen tauschen. So kommt und hängt euren Schmerz in einen Sack an diesen Baum.“
Kaum hatte er das letzte Wort gesprochen, drängten sich die ersten eilig nach vorne und übergaben das, wovon sie glaubten es nicht mehr ertragen zu können. Es dauerte nicht lange, so hingen tausende und abertausende von Säcken im Wind, der sie sanft hin und herschaukelte. Jeder trat vor und bekam etwas anderes Leiden als das, mit dem er zuvor gekommen war.
Dann sprach der Meister weiter: „Bevor ihr nach Hause geht, nehmt euer neues Gepäck und macht euch damit vertraut.“
Nach ein paar Minuten kam ein Mann und gab sein Päckchen zurück. „Was ist los?“, fragte der Meister, „du wolltest doch tauschen.“ „Das ist wahr“, sagte dieser kleinlaut, „erst jetzt habe ich erkannt, dass das, was ich hatte, viel einfacher zu tragen ist als das, mit dem ich getauscht habe.“
Innerhalb kürzester Zeit bildete sich eine lange Schlange von Menschen. Sie holten ihren alten Sack wieder ab. Die Last in dem neuen erschien ihnen schwerer, als die, mit der sie gekommen waren.