Ein Mann hatte so viele Schwierigkeiten in seinem Leben, dass er darüber nachdachte, sich umzubringen, um endlich wieder seine Ruhe zu haben. Es war eine laue Nacht, als er auf einer Bank in einem wunderschönen Park saß. In seiner Jackentasche steckte eine große Packung mit Tabletten.

Wie aus dem Nichts stand plötzlich ein Mann vor ihm, lächelte und setzte sich zu ihm. „Du siehst nicht gerade glücklich aus“, begann er das Gespräch. „Wer bist du?“ „Ich bin dein Schutzengel.“ Der Mann machte große Augen und schüttelte den Kopf, dann sagte er gequält: „Das kann nicht sein; als ich dich brauchte, warst du nicht zur Stelle.“ Der Engel antwortete: „Ich war immer da; allerdings hast du meine Hilfestellungen nicht angekommen und umgesetzt.“

„Wie soll ich lächeln bei all den Problemen, die ich habe? Meine Frau hat mich verlassen. Meinen Job bin ich los. Auf der Bank habe ich nur Schulden, und zu allem Überfluss schmerzt mein ganzer Körper. Ich weiß nicht mehr ein noch aus.“

„Eins nach dem anderen. Beginnen wir mit deiner Frau. Warum ist sie weg?“ fragte der Engel. „Aus heiterem Himmel ist sie verschwunden“, sagte der Mann. „Stimmt das so? Schau selbst.“ Auf eine Handbewegung hin erschien ein paar Meter vor ihnen eine Leinwand.

Gerade lief eine Szene. Der Mann kam nach Hause und begrüßte, während er las, von wem er Post bekommen hatte, flüchtig seine Frau. Als diese sagte: „Das Essen ist fertig“, antwortete er: „Ich habe schon unterwegs gegessen. Hatte nur keine Zeit, dir Bescheid zu sagen.“ Die Ehefrau ging zum Abfalleimer, nahm den Bratentopf, kippte den Inhalt darin aus und murmelte: „Schon das dritte Mal hintereinander umsonst gekocht.“
Der Engel fragte, ob er weitere Ausschnitte zeigen solle? „Ist ja gut, ich gebe es zu: Ich war Schuld daran, dass sie mich verlassen hat“, erklärte der Mann.

„Und du, mein Schutzengel, was hast du getan, um das zu verhindern? Nichts, gar nichts.“ Der Himmelsbote schaute ihn liebevoll an und sprach: „Erinnere dich, mehr als einmal wolltest du deiner Frau sagen: „Ich liebe dich“. Wie oft kam dir die Idee, Blumen oder ein kleines Geschenk zu kaufen? Das war ich, du hast leider meine Eingebungen nicht umgesetzt.“

„Nun, kommen wir zu deinem Job“ – damit zeigte der Engel den nächsten Ausschnitt. Der Mann saß an einem Tisch mit ein paar Kollegen und unterhielt sich mit ihnen. „Seitdem die Firma verkauft worden ist und wir einen neuen Chef haben, ist nichts mehr, wie es war“, sagte er vorwurfsvoll. Die nächsten zehn Minuten zog der Mann über die Dinge her, die sich seiner Meinung nach verschlechtert hatten.

„Ich fasse zusammen“, sprach der Engel „du hast Monate lang nur gemeckert, deine Fehlerquote erhöhte sich ständig und du redetest immer wieder davon, gehen zu wollen. Jetzt, wo dir dieser ungeliebte Job gekündigt wurde und du ihn tatsächlich nicht mehr hast, beschwerst du dich auch noch darüber.“

„Ja“, sagte der Mann kleinlaut, „das stimmt auch. Und welche Gelegenheiten habe ich hier verpasst?“ „Wenn du in deinen Gedanken zurückgehst, wird die Erinnerung an zwei Dinge wieder hochkommen. Einmal hattest du die Gelegenheit, eine Aussprache mit dem neuen Chef führen zu können. Das war dir lästig und unangenehm. Das andere Mal hättest du in einer anderen Firma anfangen können. Allerdings lag sie fünfundzwanzig Kilometer entfernt, das war dir zu weit.“

Auf eine Handbewegung hin verschwand die Leinwand. „Wenn du mehr Geld ausgibst als du einnimmst, ist es ganz logisch, dass du Schulden hast. Und was deinen Körper angeht, ist es normal, dass Sorgen und Ärger mit der Zeit körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen, Magenprobleme oder Schlafstörungen hervorbringen.
Deine Lage ist ernst, jedoch nicht hoffnungslos. Es ist nötig, deine Einstellung zu ändern. Was der Mensch in das Leben einzahlt, bekommt er zurück. Frage dich nicht, wo du etwas bekommst, überlege, wo du anderen etwas geben kannst. Bisher war dein Denken ausschließlich aufs Nehmen eingestellt.“ „Aber ich habe doch gar kein Geld“, warf der Mann entschuldigend ein.

Der Engel fuhr fort: „Geld ist die einfachste und manchmal die billigste Art des Gebens. Da ist noch so viel mehr. Einiges kostet dich nicht einen einzigen Cent und erzielt doch enorme Wirkung. Du kannst jemandem als freundliche Geste die Tür aufhalten oder einem Menschen, den du nicht einmal kennst, auf der Straße einen Gefallen erweisen. Schenke ein kleines Lächeln von dir, und siehe, was dann passiert.

Im Leben hinfallen und liegen bleiben, ist einfach. Aufzustehen und weitermachen erfordert Geduld, Mut und Liebe.“

„Was du aufgezählt hast, reicht schon?“ fragte der Mann verwundert. „Nun“, antworte der Engel auf die Frage „das ist bereits ein guter Anfang; du wirst erstaunt sein, was dir noch alles einfällt, wenn du erst damit begonnen hast. Egal, wozu du dich jetzt entscheiden wirst, ich bin immer da und werde dir helfen.“

Der Mann saß eine ganze Weile still da und überlegte. Dann erhellte sich sein Gesicht. Er lächelte seinen Schutzengel an, griff in die Jackentasche, holte das Päckchen mit den Tablet-ten heraus und sagte: „Hier, nimm du sie, ich brauche sie nicht mehr.“

Wann habe ich das letzte Mal jemandem ohne Grund ein Lächeln geschenkt?