Nach einer Anekdote, die ich einmal gehört habe. Der Autor ist mir unbekannt.
Ein Mann kam müde und mürrisch nach Hause. Den ganzen Tag über hatte der Chef seine schlechte Laune an ihm ausgelassen. Der Mann lebte ständig in der Frucht, seinen Job zu verlieren. Da er nur eine untergeordnete Funktion in der Firma ausführte, ließ er sich diese häufigen Angriffe ohne Gegenwehr gefallen.
Seine Ehefrau war bereits von früh an auf den Beinen gewesen und erledigte in Hetze alles, was die Familie ihr aufgetragen hatte. Sie kaufte ein, brachte Hemden in die Reinigung, ging mit dem Hund hinaus, brachte die Kinder zum Sport und holte sie auch ab usw. Für ihren Mann besorgte sie in einem Laden am Ende der Stadt etwas und bekam auf dem Rückweg einen Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens.
Normalerweise aß die Familie abends warm. Da jedoch an diesem Tag der Teufel los gewesen war, gab es nur Brote, Aufschnitt und Käse. Der Ehemann nahm dies als Gelegenheit, um seinem Ärger Luft zu machen, wobei die schlechte Laune auf die Ehefrau überging.
Während des Abendessens beherrschte sich die Frau so gut sie konnte. Als jedoch der älteste Sohn in der Küche ein Glas mit Milch fallen ließ, war dies der Tropfen, der ihr Fass überlaufen ließ. Mit heftigen Worten gab sie ihren aufgestauten Ärger an den Sohn weiter.
Nun war der älteste Sohn beleidigt und ging polternd und vor sich hinschimpfend auf sein Zimmer. Durch die geöffnete Tür sah er, dass der jüngere Bruder mit einem Ball spielte, den er aus seinem Zimmer genommen hatte. Das kam ihm gerade recht. Er stürzte auf ihn zu, riß den Ball an sich und schubste den kleinen Bruder auf das Bett. Dann begann er seinerseits den Frust abzugeben. Er fuhr ihn sogar für Dinge an, mit denen der kleine Bruder gar nichts zu tun hatte. Danach verschwand er.
Von dem Lärm angelockt kam der Hund in das Zimmer des Jüngsten. Er spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Alle Versuche, sein junges Herrchen zu trösten und ihm nahe zu sein, wehrt der Junge ab und stieß ihn von sich weg. Als der Hund nicht aufhörte, schrie der Junge, schmiss Gegenstände in seine Richtung und jagte ihn dann aus dem Zimmer.
Der Hund lief in das Wohnzimmer, schnappte sich ein Sofakissen und begann es wütend zu zerfetzen. Als die Mutter das sah, beschimpfte sie den Hund und schlug mit einer Zeitung nach ihm.
So wanderte der Ärger vom Vater auf die Mutter, von der Mutter auf den älteren Sohn, vom älteren auf den jüngeren Sohn und von ihm auf den Hund.
Wenn es möglich gewesen wäre, hätte das Kissen den Ärger bestimmt auch weitergegeben.